Zuflucht

This story deeply touched me when I read it a many months ago. I asked JulieChristine for permission to translate it into german, which she kindly enough granted me. You may like or not like that story, so feel free to comment.

Saphira Leonie Gardner


Diese Geschichte ist genau das, eine Geschichte, aber dennoch sollte sie sehr ernst genommen werden. Diese Geschichte wurde inspiriert von Vorfá¤llen in meinem eigenen und den Leben von anderen, die ich kenne. Alle Charaktere in dieser Geschichte sind vollstá¤ndig erfunden, genau wie die Vorfá¤lle die hier beschrieben werden.

Copyright 2002 by JulieChristine

Zuflucht

von JulieChristine

Es begann alles vor einigen Jahren.

Als ich zum ersten Mal damit anfing, fá¼hlte ich mich wirklich down, nachdem ich eine Sendung von Jerry Springer gesehen hatte, wo sie wirklich niedergingen auf Transsexuelle und wenn man die meiste Zeit seines Lebens sich fá¼hlte, als ob man im falschen Ká¶rper gefangen war, tat mir das wirklich weh.

Ich fá¼hlte mich wie ein Freak. Ich fá¼hlte mich als wenn niemand auf der Welt jemals im Stande sein wá¼rde mein wirkliches Ich zu verstehen und alles was ich jemals erreichen ká¶nnen wá¼rde, war nichts mehr als der glorifizierte Zirkusfreak.

Nach der Jerry Springer Sendung, wechselte ich den Kanal zu Oprah. Ich wei០nicht warum ich mir diese Shows ansah. Ich bin schon vor langem dahintergekommen, da០sie nicht echt sind und sie zeigen nicht die wirklichen Dinge hinter vielen der Themen, die sie sich so auserkoren. Aber heute, bei Oprah, sprachen sie á¼ber Websites die Anorexia begá¼nstigten und da០diese ein Platz fá¼r diese Má¤dchen wá¤ren, wo diese hingingen und Geschichten dará¼ber austauschten, wie man sich am besten zu Tode hungerte.

Eines der Má¤dchen, das fá¼r diese Websites war, sagte etwas, das mir im Gedá¤chtnis há¤ngenblieb: ”žWenn ich mit anderen auf dieser Seite rede, fá¼hlen wir uns alle akzeptiert. Niemand dort wird uns unmá¶glich machen, niemand wird uns dort runtermachen. Wir gehen auch nicht in eure Kirche und machen Gott runter, also bitte lasst uns unseren Freiraum dort.“

Warum blieb mir das im Gedá¤chtnis? Weil auch ich so einen Platz fá¼r mich selbst wollte. Einen Platz wohin ich gehen konnte um á¼ber meine Probleme zu reden. Wo niemand mich runtermachen wá¼rde. Ich wollte auch so ein ”žAsyl“ fá¼r mich.

Nachdem ich lange geweint hatte, in meinem Zimmer, unbemerkt von meinen Eltern, die viel zu sehr mit ihren eigenen ”šGeschehnissen’ beschá¤ftigt waren, als dass sie irgendwas mitbekamen, ging ich hinunter ins Bad, stellte das heiáŸe Wasser im Waschbecken an, steckte den Stá¶psel in die Badewanne und drehte auch dort das Wasser auf. Obwohl das Wasser wá¤rmer als á¼blich war, wollte ich mich nicht verbrá¼hen, so zog ich mich aus und legte meine Sachen ordentlich zusammengelegt auf die Heizung im Bad und stieg vorsichtig in die inzwischen halbvolle Wanne.

Ich fá¼hlte die Wá¤rme wie sie meinen Ká¶rper umgab, als ich mich hineinlegte und das alte Rasiermesser von meinem Vater von dem Bord nahm, was Teil der Wand war. Ich á¶ffnete das Messer, so dass die Klinge von ihrer Lederhá¼lle befreit war und begann á¼ber das was jetzt vor mir lag nachzusinnen.

Ich war katholisch erzogen worden und ich wusste, das was ich tun wollte war definitiv eine Sá¼nde und ich wá¼rde dafá¼r auf keinen Fall in den Himmel kommen, aber gleichzeitig lebte ich auch in Sá¼nde mit meinen eigenen Gefá¼hlen und dachte, das dieser Gott vielleicht diesmal einen Fehler gemacht hatte, so dass ich im falschen Ká¶rper geboren worden war.

Ich fing wieder an zu weinen und weiche nasse Trá¤nen rannen á¼ber meine Wangen um sich mit dem Wasser der nun vollen Badewanne zu vermischen. Ich stellte das Wasser ab, das kalte zuerst ( so dass noch einmal ein extra Strahl Wá¤rme hineinkam ) dann lehnte ich meinen Kopf zurá¼ck und fing an die Klinge langsam á¼ber meinen Arm zu ziehen.

Ich fing nicht an den Handgelenken an, ich begann unter dem Ellenbogen zu schneiden, die Klinge querziehend, nicht der Lá¤nge nach.

Ich wá¼sste dass es weder der richtige Ort war, noch der richtige Weg um es durchzuziehen, aber ich dachte mir, wenn ich dort anfing wá¼rde es mir helfen die Courage aufzubauen, die ich fá¼r den finalen Schnitt brauchte.

Die Einschnitte begannen leicht und wá¼rden tiefer je weiter ich am Arm hinunterkam. Das einzige Problem war, dass als ich endlich an dem Bereich angekommen war,, wo ich den letzten Schnitt machen wollte, ich nicht mehr in der selben Stimmung war, wie zu Beginn.
Ich hatte physische Schmerzen, die zu dem Schmerz in mir passten. Aber da war noch etwas anderes als der innere Schmerz, etwas was den wahren Schmerz á¼berdeckte, aber ich blutete.

Ich verdreckte zwei Handtá¼cher bei dem Versuch die Blutungen zu stoppen und war SEHR vorsichtig als ich zurá¼ck in mein Zimmer schlich um die beiden blutverschmierten Handtá¼cher zu verstecken und vermied dass irgendjemand meinen Weg kreuzte. Ich schaffte es unbemerkt in mein Zimmer und verschloss meine Tá¼r mit dem selbstgebastelten ”šSchliessystem’ was ich mir aus einem Haken und einem Ring angefertigt hatte, und begann meine Wunden zu untersuchen.

Als ich wieder etwas aus meinen trá¤nenverklebten Augen sehen konnte , stellte ich fest, dass die Wunden nicht so schlimm waren, wie ich angenommen hatte. Ich ging zu meinem Kleiderschrank und á¶ffnete das oberste Schubfach von meinem alten Schrank, in dem ich meine Baseball-Karten Ordner aufbewahrte, nahm die zwei auf der rechten Seite, legte sie nach links mein geheimes Versteck aufdeckend. Ich hatte nicht viel, aber das was ich hatte, schá¤tzte ich umso mehr.

Dort war mein weisser Satin-BH, meine weissen Satin-Há¶schen, mein Spitzen-Baby-Doll Nachthemd und ein paar pinke Slipper.

Es hatte mich eine lange Zeit gekostet, die Mut aufzubringen in denn hiesigen Laden zu gehen und diese Dinge zu kaufen. Natá¼rlich habe ich kaufte ich nicht alles auf einmal. Zuerst hatte ich das BH-set gekauft, dann das Baby-Doll und zuletzt die pinken Slipper. Es schien mich von Zeit zu Zeit zu beruhigen, wenn ich sie herausnahm und zu Bett ging, wá¤hrend ich diese Sachen trug, und so dachte ich mir das heute vielleicht eine gute Nacht wá¤re mich im Einklang mit mir selbst zu fá¼hlen.

Nachdem ich bettfertig war, entschied ich in dieser Nacht wá¼rde ich auf die Suche im Internet zu gehen und mir die Seiten anzuschauen, á¼ber die sie bei Oprah gesprochen hatten.

Ich brauchte eine ganze Zeit bei der Suche, aber nach einer Weile fand ich ein paar Seiten bei Yahoo und erschuf mir eine neue Identitá¤t. Mit meiner neuen Identitá¤t war es mir má¶glich mich bei all den ”šanderen Má¤dchen’ einzufá¼gen. Das Problem war, dass ich nicht die selben Probleme wie sie hatte und ich hafnd mich wieder, wie ich versuchte zu einem Haufen Má¤dchen zu passen, die alle anderer Probleme als ich hatten.
Jedes Mal wenn ich mich einloggte und mit ihnen chattete, fand ich mich wieder, wie ich immer neue Situationen und Dinge, die ich getan hatte, erfand, nur um irgendwie zu ihnen zu passen. Und obwohl ich akzeptiert wurde, wusste ich doch, das ich nicht zu ihnen gehá¶rte.

Ich fá¼hrte den Chat dort und auf ein paar anderen ”šAno’ Seiten fort, aber ich wusste, dass ich eigentlich etwas anderes suchte.

Ich schnitt mich auch weiterhin. Fá¼r gewá¶hnlich mit dem Taschenmesser, was mein Dad mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war ein Buck-Messer mit einer stehenden, wirklich scharfen, nicht gezackten Klinge und ich nahm mir immer die Zeit es sauberzuhalten. Als mein Dad es mir schenkte fá¼rchtete ich schon, dass er mit mir zum Camping gehen wollte.

Nicht das ich was gegen Camping hatte, und ich há¤tte es wirklich schá¶n gefunden mehr Zeit mit meinem Dad zu verbringen, aber er war ein guter Já¤ger und das konnte ich einfach nicht ertragen.
Aber das war nicht etwas worá¼ber ich mir zu dieser Zeit Sorgen machen musste. Er schenkte mir nicht mehr Aufmerksamkeit als gewá¶hnlich, und ich fand auch spá¤ter heraus, dass er das Messer von jemand als Geschenk bekommen hatte, aber er hatte bereits ein besseres und so entschied er es mir zu á¼berlassen.
Ich hielt das Messer immer scharf, ich stellte immer sicher, es sauber zu halten und ich polierte es sogar wann immer ich dachte es sei ná¶tig. Aber am wichtigsten von allen, ich behielt das Messer IMMER unter meinem Kissen.

Ich fá¼rchtete nicht, dass irgendjemand in mein Zimmer kommen wá¼rde und ich mich verteidigen má¼sste, ich brauchte es einfach dort um diese hohle Leere in mir zu á¼berdecken, ich brauchte den Schmerz.

Nach weiteren Suchen fand ich eine andere Seite. Eine Ecke fá¼r Geschichten á¼ber Jungen die Má¤dchen sein wollten, oder Jungen die gewaltsam zu Má¤dchen gemacht wurden, oder Má¤dchen die Jungs sein wollten, und anderes in dieser Richtung. Aber dahinter, dahinter stand noch eine Gemeinschaft. Die Leute chatteten und trugen zur Seite bei und dies schien wie eine wirklich mitfá¼hlende Gemeinschaft.

Zuerst begann ich nur von Zeit zu Zeit reinzuschauen. Ich benahm mich absolut schá¼chtern, damit ich niemand die Munition gab, die sie gegen mich verwenden ká¶nnten, falls ich falsch lag bei dieser Seite.

Im Laufe der Zeit begann ich mich immer mehr zu fá¼hlen, dass ich hier wirklich reinpassen wá¼rde, aber immer noch merkte ich wie ich immer intensiver versuchte Freunde zu finden. Zuerst begann es damit eine Geschichte zu schreiben, dann schrieb ich weitere Geschichten, aber anstatt sie zu verá¶ffentlichen, baute ich sie in mein Leben ein.
Je verzweifelter ich versuchte, desto tiefer begrub ich mich selbst. Ich versuchte bestá¤ndig mich wieder auszubuddeln, aber es schien als wenn ich mich so nur noch tiefer vergrub.

Ich fing an die Chats unter anderen Identitá¤ten zu besuchen und ich sah, dass alle anfingen meine Stories zu durchschauen. Aber niemand sah dahinter, mein wirkliches Ich, den Schmerz in mir.

Im Laufe der Zeit begann ich damit umzugehen, aber genauso fuhr ich auch fort immer neue noch vollkommenere Geschichten zu schreiben, genauso wie auch die Schnitte auf meinen Armen immer mehr wurden.

Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte, mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen konnte.

Jetzt, wie ich hier sitze, beginne ich mich schlá¤frig zu fá¼hlen, ich fá¼hle wie die Tabletten zu wirken beginnen.

Wenn du das liest Mom, wird es zu spá¤t fá¼r mich sein. Aber mit ein bisschen Glá¼ck wird diese Geschichte helfen das Leben anderer zu retten und mein Tod wird nicht umsonst sein.

Ich werfe dir nichts vor, oder Dad und ich werfe niemand anderem etwas vor als mir selbst. Wenn Ihr mein Leben wá¼rdigen wollt, dann teilt diese Geschichte bitte mit anderen, die Geschichte meines Todes.

In ewiger Liebe,

Eure Tochter.



If you liked this post, you can leave a comment and/or a kudos!
Click the Thumbs Up! button below to leave the author a kudos:

And please, remember to comment, too! Thanks. 
This story is 1843 words long.